(dgpd Augsburg und Berlin) Mit Beginn des Jahres 2010, 30 Jahre nach der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS), fällt der Startschuss für eine neue Kampagne: Mit künstlerischen Bildern und provozierenden Texten macht die DGHS auf Missstände am Lebensende aufmerksam. Das provoziert, zwingt zur Auseinandersetzung – und gefällt längst nicht jedem.
Man sieht z. B. ein altes, ausgezehrtes oder leidendes Gesicht. Kranke sind das, sterbenskranke Menschen. Daneben eine Schrift, die genaues Hinschauen erfordert, keine Computerschrift, sondern ein lebendiges Sprachbild. Die Worte, die der Leser dann entziffert, können schockieren: „Wie nennt man die Lösung aus Eiweißen, Kohlenhydraten und Fetten, die Sterbenskranke per Nasensonde erhalten? ABENDESSEN.“ Oder „Wie nennt man es, wenn ein Krebskranker nach der 9. Chemotherapie stirbt? FORTSCHRITT.“
Das tut weh – und soll wehtun. Denn die Wirklichkeit unheilbar schwerstkranker Menschen findet in dieser Spaß-Gesellschaft in der Regel kein Gehör. "People, Politik, Sport und Wirtschaft sind die alles beherrschenden Themen heute", erläutert DGHS-Präsidentin Elke Baezner. „Da muss die DGHS provozieren, um den Schwächsten der Gesellschaft Gehör zu verschaffen.“ Das tut sie in Zusammenarbeit mit der Agentur McCann Erickson Frankfurt, die die künstlerischen Bilder im Grenzbereich zwischen Fotografie und Realzeichnung erstellt hat. Sie zeigen Szenen aus dem Alltag in deutschen Krankenhäusern und spitzen diese zu. Manch einer mag das zynisch finden. Leider ist es nur allzu oft noch Realität: Die Sondennahrung auch bei Sterbenden, denn „man kann Menschen ja nicht verhungern lassen“. Oder die x-te Chemotherapie, die den Patienten nur noch quält anstatt ihm Erleichterung zu verschaffen.
Das im September 2009 in Kraft getretene Gesetz zur Patientenverfügung reicht nicht aus, um ein humanes Sterben zu sichern. Deshalb will die DGHS mit der Kampagne „Selbstbestimmt Leben, Selbstbestimmt Sterben“ zur Diskussion anregen. Motive und Hintergrundinformationen sind auf der DGHS-Website im Bereich Presse abrufbar.