Es geht auch anders

Der US-Bundesstaat Oregon hat vor zehn Jahren die ärztlich begleitete Lebensbeendigung geregelt

(dgpd Augsburg) Es müssen keineswegs fremde Hotelzimmer oder Parkplätze sein, wo unheilbar tödlich erkrankte Menschen ihr Leben beenden. Voraussetzung ist, dass Staat und Gesellschaft es anders wollen. Todgeweihte in Oregon z. B. dürfen zu Hause im eigenen Bett sterben, selbstbestimmt und mit Hilfe eines legal ausgestellten ärztlichen Rezepts.

Die Einwohner des US-Bundesstaates Oregon wurden per Volksabstimmung gefragt – und zweimal haben sie das amerikaweit einzige Gesetz über die ärztlich begleitete Lebensbeendigung für unheilbar Kranke bestätigt. Zehn Jahre nach dessen Inkrafttreten 1997 haben laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Associated Press insgesamt weniger als 300 Patienten von dem „Death with Dignity Act“ Gebrauch gemacht. Er bietet unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit zum Bezug eines Rezeptes für eine tödliche Medikamentendosis:

  • Der Kranke hat laut ärztlichem Attest nur noch sechs Monate zu leben.
  • Er muss volljährig sein.
  • Es sind 15 Tage Wartezeit bis zur Umsetzung vorgeschrieben.
  • Der Sterbewunsch muss zweimal mündlich und ein Mal schriftlich geäußert werden.
  • Bei Verdacht auf Depression wird eine psychologische Untersuchung durchgeführt.

Die Ärzte Zeitung berichtete für das Jahr 2006 folgende Zahlen für Oregon: 87 Prozent der Antragsteller litten unter Krebs. Das Durchschnittsalter lag bei 74 Jahren. 93 Prozent starben zu Hause. 76 Prozent waren Hospizpatienten (!). Bis auf einen Patienten hatten alle eine Krankenversicherung. Und: Von 1998 bis 2007 haben 456 Patienten entsprechende Rezepte erhalten. Nur 292 machten davon Gebrauch. Damit beweist der „Death with Dignity Act“, dass eine legal geregelte und kontrollierte ärztliche Hilfe zur Lebensbeendigung ohne Dammbruch möglich ist. Für viele Schwerstkranke hat ein Rezept zur Selbsttötung eher den Charakter einer Versicherung. Es gibt den Betroffenen die Gewissheit, einem qualvollen Sterbeprozess nicht hilflos ausgeliefert zu sein.

Wir brauchen in Deutschland endlich konstruktive Gespräche über weitere Hilfen für jene Patienten, denen Palliativmedizin nicht ausreichend helfen kann. Wer immer nur verdammt, ohne die Not und Verzweiflung zu sehen, die am Anfang des „Sterbetourismus“ stehen, der treibt die Menschen dubiosen Geschäftemachern und illegalen Medikamentenhändlern in die Arme.

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