Ein Sterben in Würde muss dem Staat Verpflichtung sein. Die Delegierten der 12. ordentlichen Hauptversammlung der DGHS arbeiteten sich am 13./14.11.2004 in Augsburg u. a. mit Leitantrag, Satzung und Stiftung durch ein umfangreiches Programm

(dgpd Augsburg) Mit überwältigender Mehrheit nahmen die knapp 50 Delegierten den Leitantrag des Präsidiums, das erwartungsgemäß entlastet wurde, zustimmend zur Kenntnis. Er präzisiert und bekräftigt die Standpunkte der DGHS als einer breit ausgerichteten Gesellschaft für ein humanes Lebensende, die sich zur Einhaltung der geltenden Gesetze bekennt. Gleichzeitig wird festgestellt, dass "die Unantastbarkeit der Würde des Menschen - für Pflegebedürftige, Schwerstkranke, qualvoll Leidende und Sterbende unzureichend verwirklicht und häufig missachtet" wird. Versuchen aus Kirche, Politik oder Ärzteschaft, dem Einzelnen eine "objektive" Definition der Menschenwürde vorzugeben, erteilt die DGHS eine klare Absage. Alle staatliche Gewalt muss dem Wunsch des Menschen nach einem Sterben in Würde entsprechen. Im Rahmen der Rechtslage müsse es deshalb Möglichkeiten für Schwerstkranke geben, sich ihrem Leiden zu entziehen, wenn sie sich dazu selbstbestimmt, urteilsfähig und frei verantwortlich entschließen. Die Optionen des Freitods und der aktiven direkten Sterbehilfe werden dabei als letzter Ausweg betrachtet. Grauzonen und Missbrauchsgefahren müssen durch strenge gesetzliche Regeln und Sanktionen so gut wie möglich ausgeschlossen werden. Die bisherigen Kriterien der DGHS, unter denen eine Tötung auf Verlangen straffrei bleiben sollte, wurden um die zusätzliche Voraussetzung einer ethikkonsiliarischen und psychologischen Beteiligung von Fachkräften erweitert.

Die Delegierten verabschiedeten auch eine neue Satzung. Zu den Neuerungen gehört etwa die Öffnung der Mitgliedschaft, die bisher nur Einzelpersonen vorbehalten war, auch für juristische Personen. Beschlossen wurde außerdem die Gründung einer Akademie-Stiftung für Sterbebegleitung, die sich der Förderung der Volksbildung, der Altenhilfe sowie der wissenschaftlichen Erforschung des Sterbeprozesses widmen wird.

Bei den Wahlen wurde Peter Görlich Nachfolger des ausgeschiedenen Bundesschatzmeisters Dietrich-E. Steller. Neu als Beisitzer in den DGHS-Vorstand gewählt wurde Gerhard Rampp, der bereits Mitte der 90er Jahre Präsidiumsmitglied war.

Im Rahmen der öffentlichen Abendveranstaltung wurden am Samstag die diesjährigen Medienpreise vergeben. Johannes Backes erhielt den Filmpreis "Die Lebensuhr" 2004 für seine Dokumentation "37° - Isoldes letzter Sommer". Backes wie auch Brigitte Klos (von der ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch") berichteten ausführlich von ihren Erfahrungen mit der kranken Isolde. Den mit 5.000 Euro dotierten Arthur-Koestler-Preis 2004 nahm stellvertretend für den Preisträger Prof. Dr. Gérard Radnitzky Dr. Hardy Bouillon entgegen. Die Laudationes sind unter www.dghs.de / Preise und Auszeichnungen abrufbar.