DGHS zu Suizidhilfe-Papier des Deutschen Ethikrats

„Nicht fälschlich pathologisieren!“

Heute hat der Deutsche Ethikrat eine Stellungnahme „Suizid – Verantwortung, Prävention und Freiverantwortlichkeit“ vorgestellt. Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) e.V. begrüßt zwar die damit verbundene Anregung, Angebote zu einer Suizidprä-vention über die gesamte Lebensspanne und für alle relevanten Lebensbereiche auszuweiten. Um aber individuellen Lebenslagen wirklich gerecht werden zu können, darf es keineswegs zu einer irreführenden Gleichsetzung der Personen, die sich in einer suizidalen Krise befin-den, mit denjenigen, die einen Freitodwunsch entwickelt haben, kommen. Ebenfalls ist her-vorzuheben, dass ein Freitodwunsch sich in aller Regel nicht aus einem pathologisch gepräg-ten, aus Verzweiflung erwachsenen Suizidwunsch heraus entwickelt.

DGHS-Präsident RA Robert Roßbruch betont: „Freitodwillige Menschen kommen über einen rational geprägten, oft bilanzierenden und verschiedene Alternativen berücksichtigenden Re-flexionsprozess freiverantwortlich zu einer persönlichen Entscheidung, ihr Leben selbstbe-stimmt beenden zu wollen und suchen hierfür nach Suizidassistenz. Ein solcher Suizidwunsch hat keinen pathologischen Hintergrund und sollte daher auch nicht fälschlich pathologisiert werden. Die Freitodwilligen entscheiden sich nicht für einen Suizid, weil sie keinen anderen Ausweg mehr sehen, sondern, weil dies unter den verfügbaren Optionen diejenige ist, die ih-rem Verständnis von Selbstbestimmung und Sinnerfüllung am stärksten entspricht.“

Die Unterstützung für freitodwillige Menschen dürfe, so Roßbruch, nicht von einem paterna-listischen Gestus geprägt sein, der unter dem Deckmantel eines nur scheinbar ergebnisoffenen Beratungsangebots darauf abzielt, ihnen eine Lebensbindung anzutragen, die ihrem eigenen gefestigten Willen widerspricht. Laut Roßbruch ist eine Ausweitung von Angeboten der Sui-zidprävention für Menschen nötig, die einen Ausweg suchen, aber keinen solchen mehr fin-den können. Jedoch gleichermaßen vonnöten sei eine Ausweitung von Angeboten für Men-schen, die freiverantwortlich und dauerhaft ihren Weg für sich bereits gefunden haben und diesen sicher, geschützt und schmerzfrei in die Tat umsetzen wollen.

Stellungnahme im Original als PDF

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