Deutscher Hospiztag und 1. Welttag der Organspende und Transplantation. Sterbebegleitung ist ein Teil der Sterbehilfe

Zum Deutschen Hospiztag

 

(dgpd Augsburg) In Deutschland fehlt es immer noch an der Bereitschaft, ausreichend Geld für eine menschenwürdige Versorgung von alten, kranken und sterbenden Menschen bereit zu stellen. Vor einigen Jahren hat die DGHS die Probleme benannt: zu wenig qualifiziertes Personal in den Alten- und Pflegeheimen, zu wenig Schmerzspezialisten, keine flächendeckende Versorgung, zu wenig menschliche Zuwendung am Lebensende. Und sie hat die Einrichtung von 20 neuen Lehrstühlen für Palliativmedizin gefordert (vgl. Anl.).

Ein schmerzfreies Sterben zu Hause, für dieses Anliegen tritt die DGHS schon seit den 80er Jahren ein – lange bevor in Deutschland das Wort Hospiz gebräuchlich wurde. Die DGHS unterstützt die Hospizidee mit einer eigenen „Hospiz-Informationsstelle“, die kostenfrei Adressen vermittelt. Und sie hat 1989 die AKADEMIE FÜR STERBEBEGLEITUNG (AfS) gegründet, deren Fortbildungs-angebote sich auch an die helfenden Berufe richten.„Niemand soll zum Sterben in die Schweiz reisen müssen, bloß weil Freitodbegleitung in Deutschland von den Meinungsführern tabuisiert wird“, unterstreicht DGHS-Präsident Karlheinz Wichmann.

Anders als die Hospiz-Bewegungen bleibt die DGHS nicht bei der Forderung nach menschlicher Begleitung und besserer Palliativmedizin stehen: Zum einen können selbst nach neuestem medizinischen Stand nicht alle Schmerzen erfolgreich unterdrückt werden, zum anderen sieht sich der Todkranke nicht nur mit Schmerzen, sondern unter Umständen auch mit dem Verlust seiner persönlich verstandenen Würde konfrontiert. Die DGHS stellt deshalb den Willen der Betroffenen stärker in den Vordergrund. Wo die bekannten Hilfen nicht ausreichen und der ernsthafte und reiflich überlegte Wille eines Schwerkranken nach Hilfe zum Sterben fragt, müssen weitergehende legale Möglichkeiten der Sterbehilfe geschaffen werde. In seltenen Extremfällen sollen auch der assistierte Suizid und die aktive direkte Sterbehilfe in Deutschland möglich sein.

Zur Organspende

Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) war die erste Organisation in Deutschland, die Handreichungen für eine differenzierte Beantwortung der Organspende-Frage vorgelegt hat. Die von vielen Mitgliedern genutzte „Willensverfügung zu Fragen der Organentnahme“ ermöglicht die Festlegung oder den Ausschluss einzelner Organe. Auch die Frage der Wartezeit vor einer Entnahme und das Thema prophylaktische Gabe von Schmerzmitteln wird angesprochen. Das „Organspende-Zertifikat“ (Organspendeausweis) ist Bestandteil der Vorsorgeunterlagen für DGHS-Mitglieder. Seit den 80er Jahren ließ die DGHS immer wieder Meinungsumfragen zur Organspende durchführen. 

Am 14. Oktober 2005 findet unter dem Motto „Organspende – Ein Geschenk fürs Leben“ in Genf der 1. Welttag der Organspende und Transplantation statt. Er ist zugleich der 7. Europäische Tag der Organspende und Transplantation. 

 

Anlage: DGHS-Infoblatt "Versorgung sichern" (hier nur Text)

Versorgung sichern

Menschenwürde und Menschenrechte für ein humanes Leben, Altern und Sterben

Schluss mit den beklagenswerten Zuständen in Krankenhäusern und Altenheimen!

Die Missstände in der Kranken- und Altenpflege sind lange bekannt. Und sie sind mittlerweile sogar Anlass für die Vereinten Nationen, Deutschland wegen "menschenunwürdigen (inhumanen) Bedingungen in Pflegeheimen, infolge von strukturellen Mängeln" zu kritisieren.

  • Es fehlt an qualifiziertem, angemessen bezahltem Pflegepersonal.
  • Es fehlt eine flächendeckende Versorgung mit Schmerztherapie und Palliativmedizin.
  • Es fehlt an entsprechend ausgebildeten Ärzten und Fachwissen.
  • Es fehlt an bezahlten medizinischen Leistungen für das Gespräch und die menschliche Zuwendung.

Es fehlt an der Bereitschaft, ausreichend Geld für eine menschenwürdige Versorgung von alten, kranken und sterbenden Menschen und entsprechend qualifiziertes Fachpersonal bereit zu stellen.

Die DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HUMANES STERBEN (DGHS) fordert von der deutschen Bundesregierung und Landesregierungen:

Schaffen Sie bis 2005 insgesamt 20 neue Lehrstühle für Palliativmedizin!

Setzen Sie sich dafür ein, dass 

  • die Pflegeberufe aufgewertet werden und die Kontrollinstanzen der Heimaufsichten endlich personell aufgestockt werden und angemessen auf Menschenrechtsverletzungen und Missstände hin kontrollieren können
  • menschliche Zuwendung und das Gespräch endlich eine angemessen bezahlte ärztliche und pflegerische Leistung wird
  • die Aus- und Fortbildung in Schmerztherapie und Palliativmedizin zur Pflicht für alle Human-Mediziner und dieses Fachgebiet Querschnittsaufgabe auf allen relevanten Krankenhaus-Stationen wird
  • die komplizierten Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes für den Umgang mit Medikamenten vereinfacht und Ärzte hier gezielt unterwiesen werden
  • medizinische Soziologie und Psychologie stärker in der Ärzte-Ausbildung verankert werden
  • Ärzte sich über juristische Aspekte ihrer Tätigkeit insbesondere mit Blick auf Patientenverfügungen informieren müssen.

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